Eine Menschenkette für Frieden und Vielfalt – Gute Idee, schlechte Umsetzung!

Es ist voll auf dem Sportplatz, an diesem Februarmittag. Grob nach Jahrgängen geordnet, stehen die Schülerinnen und Schüler des Erich Kästner Gymnasiums dort, überall ist Gemurmel zu hören, viele Kinder rennen herum. Lehrkräfte in Warnwesten laufen dazwischen hin und her und versuchen, ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bringen. Als schließlich alle Klassen aufgereiht sind, gehen die Jahrgänge zur Straße und stellen sich auf. Alle in eine lange Reihe. Als alle aufgestellt sind, kommt um zwölf Uhr die Ansage, alle sollen jetzt mit ihren mitgebrachten Tüchern schwenken. Teils mit mehr, teils mit weniger Motivation wird dieser Bitte nachgegangen, einige haben allerdings gar keine Tücher dabei. Nach einigen Minuten ist die ganze Aktion schon wieder vorbei. Alle wieder in den Unterricht, die Autos fahren weiter. Stimmen werden laut „Und was hat das ganze jetzt gebracht ?“ „Von mir aus hätte das noch länger gehen können, Hauptsache kein Unterricht.“ „Was eine unnötige Aktion digga!“
Scheint nicht so, als hätte die Aktion ihr Ziel, Vielfalt und Frieden zu verbreiten, erreicht. Stattdessen hat sie nur für genervte Gesichter, Unverständnis und Unterrichtsausfall gesorgt. Aber was ist bei der Aktion, die eigentlich gute Intentionen hatte, schief gelaufen und wie hätte man es besser machen können? Ein großes Problem war, dass viele überhaupt nicht wussten, wofür sie überhaupt da stehen. Die Bedeutung der Aktion wurde zwar in einem Nebensatz der Informationsmail erwähnt, aber nicht im Unterricht besprochen und scheint bei bei vielen, nicht angekommen zu sein. Stattdessen wurden alle zur Teilnahme verpflichtet und fertig. Mit einer Erklärung hätte man sicher schon für mehr Verständnis sorgen können. Gerade bei einem so wichtigen Thema ist es zwingend notwendig, Schülerinnen und Schülern die Bedeutung solcher Aktionen klar zu machen, damit sie sich auch in Zukunft noch politisch engagieren.
Außerdem war die Kommunikation bezüglich der Tücher die geschwungen werden sollten ziemlich unorganisiert. Erst sollten es weiße Tücher sein, dann plötzlich doch bunte. Das sorgte sowohl dafür, dass viele gar keine Tücher mitgebracht hatten und dafür, dass einige mit Servietten oder Taschentüchern wedelten, welche danach auf dem Boden liegen gelassen wurden. Das ist unnötiger Müll, der durch die klare Ansage, dass bunte Schals mitgebracht werden sollen, hätte vermieden werden können.
An sich ist es kein Fehler und sogar wichtig, dass auch Schulen sich für Vielfalt, Frieden, Demokratie und Toleranz aussprechen, aber nicht in dem sie Schülerinnen und Schüler zu einer Aktion verpflichten, für der diese weder Verständnis noch Lust haben.

-Carla Zeitschel

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