Sie stehen in einem Kreis um mich herum. Acht Schüler aus meinem Jahrgang und zeigen alle mit ihren Fingern auf mich, während ich mich mit dem Rücken an die Wand presse. ,, Stirb doch“, sagt ein Junge, ,, würde niemanden interessieren und niemand würde dich vermissen. Bald würde keine Erinnerung mehr an dich existieren und das wäre super.“ Erschreckt zucke ich zurück. Nun öffnet ein Mädchen aus der Gruppe ihren Mund. ,, Weißt du was du Wert bist?“, fragt sie mich. Verängstigt schüttle ich den Kopf. ,, Gar nichts“, sagt sie und mir steigen Tränen in die Augen. ,,Oh jetzt heult das Baby. Wie süß.“, spricht sie weiter. Ich wünschte ich könnte mich dagegen wehren, aber leider bin ich dafür nicht stark genug.
Mobbing ist eines der größten Probleme in der Schule. Viele Schüler sind davon betroffen, dass andere ständig blöde Sprüche über einen manchen, die einen persönlich angreifen und die Betroffenen selbst sind nicht stark genug, um sich dagegen zu wehren. Sie denken, sie könnten mit den Problemen zu niemanden gehen, weil sonst das Mobbing noch schlimmer werden würde.
An der Strand-Muschel Schule [Anm. d. red: alle Namen und Orte in diesem Abschnitt sind fiktiv] im achten Schuljahr gab es einen extremen Fall, der ziemlich eskaliert ist. Es begann in einer Freistunde in der eine Schülerin namens Sarah einem anderen Mädchen namens Maya den Kalender vollkritzelte. Maya irritierte dieser Vorfall, weil sie eigentlich mit Sarah befreundet war. Sie bittet ihre Mutter den Vorfall mit Sarahs Eltern zu klären, aber als die Mutter anrief, nahm Sarah ab und legte sofort wieder auf. Daraufhin begann Mayas Freundeskreis sie zu ignorieren. Später wurde ihr Ranzeninhalt im Klassenraum verteilt. Maya ging immer zum Lehrer, bis ihr die Mädchen androhten sie zu schlagen, wenn Maya noch einmal zum Lehrer ginge. Die Eltern gehen daraufhin zur Klassenlehrerin, welche Maya und Sarah zum Streitschlichter schickt. Dieser findet allerdings Sarah sympathischer als Maya und stellt sich auf ihre Seite. Frau Schmidt (unsere Anti-Mobbing Lehrkraft) und Frau Mummenthey (unsere Sozialarbeiterin) meinen beide, dass es nicht richtig von der Lehrkraft war, die beiden zu dem Zeitpunkt zum Streitschlichter zu schicken, weil die Situation schon weit vorangeschritten war. Dass merkt man auch daran, dass das Mobbing bei Maya nicht aufhörte, sondern sich nur noch verschlimmerte und nun die ganze Klasse Maya mobbte. Die Lehrerin organisiert daraufhin Anti Mobbing Tage, die aber nur den Zusammenhalt der Mobber stärkten. Frau Mummenthey findet, dass die Anti Mobbing Tage erstens zu spät kamen und zweitens das Problem eher durch kleinere und mehrere Gespräche zwischen Sarah, Maya und der zuständigen Lehrkraft (Anti-Mobbing Lehrer, Sozialarbeiter, etc) hätten gelöst werden können. Maya hat Albträume und täglich Bauchschmerzen und hat Angst, zur Schule zu gehen. Deshalb fleht sie ihre Mutter an, sie zu Hause zu lassen. Die Mutter geht mit ihr dann zu einer Psychologin und die stellt fest, dass Maya psychisch nicht mehr im Stande ist zur Schule zu gehen, deshalb lassen sie ihre Eltern zu Hause und nach den kurz darauf folgenden Sommerferien wechselt sie die Schule. Frau Schmidt glaubt, dass Maya nicht die Schule hätte wechseln dürfen, weil so die Mobber gewonnen haben und sie sich jetzt das nächste Opfer aussuchen können bis es die Schule verlässt.
In diesen Situationen flüchten sich diese Menschen in eine Scheinwelt. Eine Welt, in der sie die Probleme können und meistens jemand anderes sein können. Jemand Stärkeres, der sich wehren kann gegen diese blöden Sprüche. Meistens sind diese Scheinwelten etwas unauffälliges wie ein Spiel im Internet, ein Buch oder einfach eine Serie oder ein Film. Doch diese Scheinwelten werden das Mobbing nicht lösen, sie dienen höchstens als Mittel, um das Problem zu verschleiern. Doch irgendwann wirkt dieses Mittel nicht mehr und man fühlt sich nur noch alleine. Dann kommt dieses Gefühl, das dich zum Grund zieht, immer wieder und du willst einfach nur dieses Gefühl loswerden und mit jemandem darüber zu reden und wenn diese Menschen tatsächlich keinen Ausweg mehr sehen, begehen sie im schlimmsten Falle Selbstmord.
,,Es gibt keinen schlimmeren Feind als den, den wir in unserem Kopf erschaffen.“
Dieses Sprichwort steckt voller Wahrheit, denn nichts ist so gefährlich, wie sich in schwierigen Zeiten zu verstellen und so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Es ist so schwer mit jemandem über Mobbing oder andere Probleme zu reden, aber wenn man sich erst geöffnet hat wird alles besser. Bei uns in der Schule gibt es gleich zwei Menschen, zu denen man gehen kann. Die Beratungslehrerin Frau Sonderhoff und unsere Sozialarbeiterin Frau Mummenthey. Mit denen könnt ihr über alles reden, was euch belastet. Ihr Büro ist zwischen 9 und 15 Uhr für dich offen und sie haben immer ein offenes Ohr für dich. Deshalb bitte ich euch wenn es euch nicht gut geht, spielt nicht die/ den Tapfere/n, sondern stellt euch dem Problem. Dies sieht auch Frau Mummenthey so, denn wenn wir nicht den ersten Schritt machen und uns jemandem anvertrauen, werden unsere Ängste immer größer bis sie uns eines Tages zerstören. Deshalb gibt es gleich mehrere Personen an unserer Schule, die euch helfen wollen, wenn ihr ein Problem habt egal wie klein es auch sein mag, denn reden ist immer die beste Lösung.
Die Geschichte oben ist wirklich passiert, jedoch wurden sämtliche Namen geändert.
-Yuna Egert