Too Good To Go oder too bad to sell?

Du öffnest den Kühlschrank, ein Joghurt ist noch da. Den könntest du jetzt eigentlich essen, allerdings war das Haltbarkeitsdatum vor fünf Tagen. Also fliegt er in den Müll. Diese Situation hat wahrscheinlich jeder schonmal erlebt, denn sowas passiert auch in Deutschland täglich. Pro Person werden hier im Jahr zwei volle Einkaufswagen im Wert von mindestens 250€ weggeschmissen.
Eine solche Verschwendung gibt es eigentlich überall auf der Welt. Sehr viele Lebensmittel werden nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums einfach weggeschmissen, obwohl sie noch gut sind. Am häufigsten landen laut einer Studie Obst und Gemüse im Müll. Viele Menschen glauben immer noch, dass man Lebensmittel nach Ablauf des Mindeshaltbarkeitsdatums nicht mehr essen kann, in 95 % der Fälle ist es aber noch ohne Probleme verzehrbar.
In vielen Supermärkten, Discountern, Bäckereien, Restaurants und Cafés gibt es daher Kisten mit der Aufschrift „Rette mich!“ Die Lebensmittel sind meistens schon fast oder ganz abgelaufen und daher reduziert. Diese Aktion wurde gestartet, damit nicht mehr so viel Essen weggeworfen wird. Es wird nämlich jedes achte Lebensmittel, meistens sogar noch mit Originalverpackung einfach entsorgt.
Um dieser Verschwendung entgegenzuwirken gibt es Too Good To Go. Das ist eine App, in der man Überraschungstüten „retten“ kann. In den Überraschungstüten kann von Gebäck über warme Speisen bis hin zu Obst, Gemüse und Süßigkeiten alles sein, was offiziell schon abgelaufen ist, allerdings sind alle Lebensmittel natürlich noch essbar und nicht verschimmelt. Eine Tüte kostet meistens 3 oder 4€.
Wir als Mitglieder des Spargels, Carla und Alessia wollten das mal ausprobieren und testen. Zum Anfang hin muss man sich erstmal mit einer gültigen Emailadresse anmelden. Dann gibt man ein, in welcher Umgebung man Angebote angezeigt bekommen möchte, sucht sich eines aus, reserviert und bezahlt es über eine Online- Zahlungsmethode (wie Pay Pal) und holt es zu einer vorgegebenen Zeit ab. Hierbei ist es sehr wichtig, dass man das Handy, über das gebucht wurde, bei sich hat.
Aber lohnt sich das? Um das herauszufinden haben wir uns ein Angebot an einer mit dem Fahrrad erreichbaren Tankstelle ausgesucht und haben es abgeholt. Die Abholung war sehr unkompliziert, die Mitarbeiterin wollte einfach nur die Bestellung sehen und hat sie dann „entwertet“. Wir haben uns direkt zwei Tüten bestellt, 8€ bezahlt und noch zwei Packungen Kaugummi dazu bekommen. In den Tüten befanden sich zwei Brezeln, ein normales Croissant, zwei Croissants mit Schokolade, ein Blaubeerzopf und fünf, mit Wurst oder Schinken belegte Brötchen im geschätzten Originalwert von 23€. Das Essen hat sehr gut geschmeckt, wir hätten nicht gemerkt, dass es abgelaufen ist. Der Salat und die Wurst auf einigen Brötchen waren schon etwas trocken, aber das hat den Geschmack kaum beeinflusst. Diese Erfahrung war also gut und zu diesem Zeitpunkt hätten wir es auch definitiv empfohlen.
Dann haben wir aber ein weiteres Mal an einer anderen Tankstelle bestellt und eine weniger gute Erfahrung gemacht. Wir haben wieder zwei Tüten bestellt und diesmal nur 7€ gezahlt. In den Tüten waren dann ein Baguette mit Käse, eines mit Hähnchen, zwei Laugenzöpfe, zwei verschiedene Gebäcke aus Blätterteig und zwei Koffeinriegel. Da waren wir aber beim Problem: eigentlich hatten wir die Tüten in vegetarisch bestellt. Alessia ist dann auch zurück gegangen und hat den Mann, der die Tüten gepackt hat, darauf angesprochen. Dieser zeigte sich aber nicht kooperativ und wollte seinen Fehler nicht einsehen. Das Essen, was wir gegessen haben, war aber trotzdem lecker und wieder nicht schlecht.
Insofern ist unser Fazit gemischt, aber im großen und ganzen doch eher positiv. Es ist eine gute Möglichkeit, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und gutes Essen zu günstigen Preisen zu bekommen. Die Handhabung und Umsetzung der Angebote in der App ist teilweise noch nicht zu 100% ausgereift und ausbaufähig, was, nach unserem Eindruck, aber auch an der Unerfahrenheit der Mitarbeitenden liegt. An vielen Tagen waren wir die einzigen die etwas gerettet haben, mit mehr Leuten würden die Menschen dort wahrscheinlich auch an Erfahrung gewinnen. Trotzdem sind wir sehr zufrieden, hatten dreimal ein gutes Abendessen und würden diese Aktion auf jeden Fall an alle weiterempfehlen, am Ende muss man nur ein wenig Geduld haben.

Alessia Provic und Carla Zeitschel

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