Hausaufgaben – Nur eine Spaßbremse?

Das meistgenannte Pro-Argument ist, dass Wiederholung des gelernten Stoffes eine wichtige Aufgabe von Hausaufgaben ist. Das entspricht auch den Tatsachen, vor allem in der Grundschule werden durch Hausaufgaben Prozesse, beispielsweise das Schreiben, automatisiert. In der weiterführenden Schule geht es bei den Aufgaben größtenteils um Inhalte, wie z.B. die griechischen Götter in Geschichte. Auch können in der Schule nicht alle relevanten Wiederholungen geboten werden, damit die Informationen sich im Langzeitgedächtnis abspeichern. Da ungenutzte Informationen einfach überschrieben werden, müssen wir aktiv die Inhalte vertiefen. Hausaufgaben können auch den Zweck haben, auf den nachfolgenden Unterricht vorzubereiten und sich zu Hause erst einmal ohne Fragestellung Gedanken über ein bestimmtes Thema zu machen. Außerdem schaffen sie eine Brücke zur nächsten Stunde, um direkt an die Inhalte anzuknüpfen. Wenn man die Erklärung eines Lehrers nicht versteht, kann man zu Hause zusätzlich Erklärvideos angucken, da man einer anderen Person vielleicht besser folgen kann. Das Vergleichen der Hausaufgaben im Unterricht eröffnet die Möglichkeit, Fragen zu stellen und eine Rückmeldung zu erhalten, was schon gut klappt und wo man noch Schwierigkeiten hat. Ohne dieses Feedback würde bei vielen auch einfach die Motivation verschwinden. Zu viel Zeit sollte dies aber nicht in Anspruch nehmen, da sonst viele nur noch halb bei der Sache sind.

Außerdem kann es für schnellere Schüler langweilig werden, wenn sie einen Aufgabentyp in der Schule und auch zu Hause oft wiederholen, es aber schon beim ersten Mal verstanden haben.

Zensiert werden dürfen Hausaufgaben nicht, da sonst auch abgeschriebene, aber gute Hausaufgaben eine gute Note erhalten würden. Allerdings dürfen Lehrer im Unterricht Lernzielkontrollen durchführen, die zensiert werden. Um auf diesen Test, der häufig auf die Hausaufgaben anknüpft, vorbereitet zu sein, ist es empfehlenswert die Übungszeit zu Hause zu nutzen. Auch für Klassenarbeiten muss man dann nicht so viel üben, wenn man den Stoff bereits wiederholt und verstanden hat.

Jedoch klauen Hausaufgaben Schülern ihre Zeit, für z.B. Hobbys oder mit Freunden Spaß haben. Deshalb sollten Hausaufgaben laut dem niedersächsischen Kultusministerium in der Sekundarstufe 1, also von der 5. bis zur 10. Klasse, alle Hausaufgaben zusammen pro Tag nicht länger als eine Stunde dauern. Oft sitzt man jedoch viel länger am Schreibtisch als vorgegeben. Kinder mit Eltern, die bei Unverständlichkeiten gut und gerne helfen können, sind natürlich klar im Vorteil gegenüber Kindern, deren Eltern den Stoff selbst nicht verstehen oder in Familien leben, in denen kaum oder gar kein Deutsch gesprochen wird. Die Beziehung von Eltern und ihren Kindern kann auch geschwächt werden, wenn es Streit um das Erledigen von Schulaufgaben geht. Aus den genannten Gründen und auch durch Überforderung ist die Hausaufgabenmoral in vielen Klassen nicht besonders gut.

Da fragt man sich doch, wie man diese Probleme lösen kann. Eine Möglichkeit bietet unsere Schule schon: die Hausaufgabenbetreuung. Von Montag bis Donnerstag können hier Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben erledigen und werden bei Schwierigkeiten unterstützt.
Für viele ist jedoch der größte Wunsch, dass erst gar keine Hausaufgaben aufgegeben werden. Solche Experimente wurden auch schon an verschiedenen Schulen durchgeführt. Manche Eltern sind hier aber auch skeptisch, was den Lernerfolg anbelangt. Im Internet lassen sich manche Studien finden, die belegen, dass Hausaufgaben gar keinen so großen Lernerfolg bringen. Doch um aussagekräftig zu sein, müssten die Studien über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Der Lernerfolg hängt aber auch sehr stark von der Motivation der Schüler ab. Denn wenn man sich intensiv mit dem Lernstoff beschäftigt, bringt es sehr viel mehr, als wenn Schüler nur lustlos ein paar Sätze hinschreiben.
Eine andere Option ist es, länger in der Schule zu sein und dafür dann aber keine Hausaufgaben aufzubekommen. Diesem Modell folgt auch zum Beispiel die Montessori-Schule in Hannover, die bis zur sechsten Klasse keine Aufgaben erteilt.
Eine sinnvolle Idee wäre es außerdem, Schülern individuelle Hausaufgaben zu stellen, die auf den Lernstand der Schüler abgestimmt sind. Das funktioniert jedoch nicht, weil es viel zu aufwendig für die Lehrer wäre, jedem Einzelnen Aufgaben aufzugeben.

Am Ende bleibt es jedem selbst überlassen in welchem Umfang und in welcher Intensität man die Hausaufgaben macht.

– Johanna Mitscherling

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