Gleichberechtigung? Leider Fehlanzeige! Der feministische Kampftag und seine Relevanz

Samstag, 08.03.25: Internationaler Frauentag. Laute Schreie hallen durch die hannoversche Innenstadt. Schreie der Verzweiflung, der Wut, der Trauer, der Stärke und der Entschlossenheit. Sie stammen von den Demonstrant*innen auf der Demo anlässlich des feministischen: Kampftages. Sie alle haben sich heute auf dem Königsworther Platz versammelt, um gegen das Patriarchat und all seine Symptome wie Femizide, den Gender Pay Gap, Queerfeindlichkeit etc. zu demonstrieren und ihrem Feminismus und Aktivismus eine (sehr laute) Stimme zu verleihen. Immer wieder hört man heutzutage, dass Feminismus nicht mehr notwendig sei, schließlich seien Männer und Frauen längst gleichberechtigt. Warum das nicht der Wahrheit entspricht, zeigt sich unter anderem in den drei folgenden Bereichen:

Medizin

Abgesehen davon, dass Frauen vor allem von männlichen Ärzten häufig mit ihren Problemen nicht ernst genommen werden, wurden auch medizinische Forschungen jahrzehntelang nur an Männern durchgeführt, was auch heute noch erhebliche Auswirkungen auf die Diagnostik von Krankheiten bei Frauen hat. So zeigte beispielsweise eine britische Studie aus dem Jahr 2015, dass Frauen bei sechs von elf Krebsarten deutlich länger auf eine Diagnose warten mussten als Männer mit derselben Art von Krebs. Krebs- eine wirklich gefährliche Krankheit, bei der gerade eine rechtzeitige Diagnose Leben retten kann! Ein weiteres Beispiel sind Herzinfarkte. Etwa die Hälfte der Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, werden zuerst falsch diagnostiziert, auch das kann sie das Leben kosten. All diese Ungerechtigkeiten fasst man unter dem Begriff Gender Health Gap zusammen.

2. Berufsleben

Frauen nehmen weniger Führungspositionen in Unternehmen ein, verdienen für gleiche Arbeit z.B. weniger Geld. Dieses Problem ist seit Jahren bekannt und mittlerweile sollte jede*r davon gehört haben. Trotzdem ist es auch noch heute relevant und trägt den Namen Gender Pay Gap. 2024 verdienten Frauen pro Stunde etwa 16% weniger Geld als Männer. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten oder ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert wird. Selbst wenn man diese Faktoren, die auch eindeutig mit struktureller und gesellschaftlicher Diskriminierung zu tun haben, herausrechnet, bleiben 6%, die nicht erklärt werden können. 6% die eine Frau nicht bekommt, rein aus dem Grund, dass sie eine Frau ist.

3. Care Arbeit

Als Care Arbeit bezeichnet man unbezahlte Pflegearbeit, also z.B. die Pflege von Angehörigen oder Kindern oder Arbeiten im Haushalt. Pro Tag erledigen Frauen etwa 79 Minuten mehr davon als Männer, das entspricht fast einer ganzen Doppelstunde! Diesen Unterschied nennt man, ihr habt es wahrscheinlich schon erraten, Gender Care Gap. Dieser sorgt außerdem dafür, dass Frauen häufiger in Teilzeitjobs arbeiten, was ihr Risiko für Altersarmut deutlich erhöht.

Das hier sind nur drei Beispiele für unzählige Bereiche, in denen eine Frau zu sein auch heute noch ein Nachteil ist. Und auch nur solche, in denen die Diskriminierung durch Zahlen sichtbar gemacht werden kann. Sexistische Kommentare, Cat- Calling, Femizide usw. sind weitere Arten der Diskriminierung die. auch. heute. noch. jeden. Tag. in. Deutschland. passieren.

Zudem beschäftigt sich dieser Text jetzt speziell mit den Problemen von cis Frauen im Vergleich zu cis Männern. Die Benachteiligung von Trans* und nicht-binären Menschen ist ebenfalls ein riesiges Problem, das sich über verschiedenste Bereiche erstreckt. Feminismus ist nichts zum Belächeln, sondern absolut notwendig und richtig. Und nur wenn wir Frauen, die von ihren Erfahrungen berichten, zuhören, sie ernst zu nehmen und endlich etwas tun, erst dann wenn jede einzelne flinta*-Person die gleichen Rechte hat wie ein Mann, das gleiche Geld verdient wie ein Mann und nicht mehr diskriminiert und abgewertet wird, erst dann ist Feminismus nicht mehr nötig.

Begriffe: Cat Calling: sexuell anzügliche Kommentare oder Handlungen gegenüber Fremden in der Öffentlichkeit
Femizid: Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts
cis: wenn das Geburtsgeschlecht einer Person mit ihrem tatsächlichen Geschlecht übereinstimmt
Flinta*: Frauen, Lesben, inter, nicht binäre, trans und agender Personen

Quellen: – https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gender-care-gap/indikator-fuer-die-gleichstellung/gender-care-gap-ein-indikator-fuer-die-gleichstellung-137294
– https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/02/PD25_056_621.html
– https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/frauen-arzt-gender-health-gap-100.html

  • Carla Zeitschel*

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