Freitag, 25. Oktober, 9:45 Uhr. Die Sonne steht hinter dem Braunschweiger Schloss im Zentrum der Stadt und beleuchtet die Vorderseite des Gebäudes in sanftem Licht. Beinahe majestätisch wirkt das kastenförmige Gebäude. Eine Quadriga mit vier Pferden und zwei Statuen schauen über den mit Säulen verzierten Haupteingang auf den Schlossplatz hinunter. Teile der Säulen heben sich durch eine deutlich dunklere bräunlich graue Färbung vom Rest des Gebäudes ab, welches aus beigem Stein erbaut ist.
Den Grund dafür und noch viele weitere Informationen zur Geschichte des Schlosses und der früher dort angesiedelten Adelsfamilie erfährt man im Schlossmuseum, welches im linken Gebäudeteil untergebracht ist. Aufgrund der frühen Uhrzeit ist das Museum noch menschenleer, als wir den ersten Raum betreten. An den Wänden hängen die Kopien verschiedener Bilder, die früher die Räume der Adelsfamilie geschmückt haben. Auf den Bildern zu sehen, sind felsige Berglandschaften mit wenigen Pflanzen, die im Licht verschiedener Tageszeiten erstrahlen. In der Mitte lassen sich die Bilder aufklappen, um den Blick auf einen Familienstammbaum, eine Karte auf der verschiedene historische Sehenswürdigkeiten markiert sind und aktuelle Nachfahren der „Welfen“ freizugeben.
Aus einem benachbarten Büroraum tritt die Museumsleiterin heraus und liefert unter anderem die Erklärung für die unregelmäßige Färbung der Säulen am Haupteingang: Sie erzählt uns, dass sich zwischen 1960 und 2005 ein Park auf dem Gelände befunden hat, den auch sie zu Schulzeiten regelmäßig besucht hat. 1945 wurde das Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1960 endgültig abgerissen. 2005 wurde das Gebäude dann gänzlich neu gebaut. Die dunklen Stellen der Säulen bestehen aus Originalteilen des alten Gebäudes. Mittlerweile hat auch der Zweck des Gebäudes nicht mehr viel mit dem ursprünglichen zu tun: Neben dem Museum befinden sich noch eine Bibliothek und eine riesige Shopping Mall, die auch noch in ein Nebengebäude übergeht, in dem Schloss.
Im nachfolgenden Raum befindet sich ein kleiner Fernseher, bei dem man auf Knopfdruck verschiedene Filme starten kann. Durch den Film erfahren wir, dass das Gebäude 2005 gar nicht zum ersten Mal neu gebaut wurde. Bereits 1830 wurde es durch einen Aufstand der Bürger*innen von Braunschweig in Brand gesetzt und musste zu großen Teilen neu aufgebaut werden.
Wir betreten den nächsten Raum, an dessen Wänden goldgerahmte Ölgemälde von längst verstorbenen Adeligen hängen. Zwei von ihnen, eine Frau und ihr Ehemann, ehemaliger Herzog, weisen eine seltsame Ähnlichkeit auf. Ein kleines Büchlein im nächsten Ausstellungsraum bietet auch darüber Aufschluss: tatsächlich heiratete Herzog Anton Ulrich von Braunschweig Wolfenbüttel 1956, seine Cousine, Prinzessin Elisabeth Juliane von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Norburg und diese ist auch auf dem hängenden Ölgemälde zu sehen. Das ist gar nicht die einzige „Liebesgeschichte“ der Adelsfamilie, die ein wenig nach eskalierten Highschool- Gerüchten klingt. Eine andere Nachfahrin der Herzogsfamilie reiste nach England, um ihren potentiellen zukünftigen Ehemann kennenzulernen, der zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet war und eine Beziehung mit einer Bürgerin hatte.
In den darauffolgenden Räumen sind mit alten Möbeln antike Zimmer der Herzoge nachgebaut. Man erfährt außerdem etwas über das Leben einzelner Herzöge und von anderen Menschen, die mit den Bewohner*innen des Schlosses zu tun hatten. Durch die mit Vorhängen leicht abgedunkelten Fenster fällt nur gedimmtes Licht herein und verbessert die Atmosphäre der Szenerie, noch, sodass es wirklich vorstellbar ist, wie das Schloss früher ausgesehen hat und eingerichtet war.
Der letzte Raum des Museums ist der Thronsaal. Auch hier hängen vor den Fenstern Vorhänge, die nur ein wenig Licht in den Raum lassen. Nach Betreten des Raumes schaut man direkt auf einen prachtvollen, rot goldenen Samtthron, der auf einem kleinen Podest steht. Über ihm zieht sich ein ebenfalls roter Samtstoff als eine Art Dach von links nach rechts. Auch die anderen Ausstellungsstücke im Raum wirken majestätisch und sind oft mit Gold veredelt. Dieser Raum bildet den Abschluss des kleinen Museums.
Wir treten heraus mit einigem Wissen mehr über Herzogs- Gossip, das Gebäude und auch die Geschichte Braunschweigs allgemein.
Info: Das Schlossmuseum Braunschweig ist von Dienstag bis Sonntag von 10- 17 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist für Schüler*innen unter 16 gratis, für ältere Schüler*innen kostet er 2€.
– Carla Zeitschel