Erich Kästner Gymnasium Laatzen, ca. 7:35 Uhr.
Die Zeit in der der erste Bus die Schule erreicht. Von einem Schlag auf den anderen ist es voll. SchülerInnen von den Jahrgängen 5 bis 13 so weit das Auge reicht. Wie eine Horde Ameisen, die Zuckerwasser entdeckt hat, stürmen sie auf das Schulgebäude zu.
Der erste Stau entsteht direkt am Eingang. Natürlich ist der Haupteingang nicht einmal groß genug um zwei Schüler reinzulassen, wobei es aufgrund mangelnder Gehirnkapazität auch nicht gelingt die Erweiterung der Tür zu öffnen. Wenn man noch nicht an Klaustrophobie verreckt ist, kommt jetzt erst der ganze Spaß. Die Treppen. Breit genug für mindestens 4 SchülerInnen, doch dann seid ihr noch nicht auf die Alpha-Kinder getroffen. Den Kopf stets über dem Smartphone, der Hals leicht gekrümmt, Rücken rund, sodass sie wahrscheinlich schon mit 25 Jahren einen Hexenbuckel haben. Und ganz wichtig: Blick sowie Hände nie vom Handy abwenden und so langsam die Treppen besteigen wie es physisch nur möglich ist. Extra Punkte werden vergeben, wenn man in großen Herden unterwegs ist, in der Mitte der Treppe läuft und ruft: „Digga, der Hurensohn hat mich schon wieder gekillt!“. Dabei am besten so oft stehen bleiben wie möglich.
Hier kann man sich noch mit dem Gedanken trösten dass bald Sommerferien sind und man sechs Wochen Pause von dieser Tortur bekommt. Und die Noten stehen sowieso schon fest, also kann man im Unterricht chillen. Ja, falsch gedacht. Trotz dass die Hälfte der Lehrschaft krank ist, bzw. wahrscheinlich schon auf Mallorca den Ballermann macht, nehmen es manche Lehrer mit dem Lernen trotzdem noch ernst. So kurz vor den Ferien ist kein Stress mehr mit Noten und man kann sich druckfrei beteiligen. „Nur weil die Noten schon feststehen heißt das ja nicht das wir mit dem Stoff aufhören müssen. Immerhin könnt ihr das ja im nächsten Jahr noch gebrauchen.“ Klar, ich bin ja auch hier, um bei 34 Grad zu lernen, wie wahrscheinlich es ist dass du auf Sylt von einem Urlauber mit Moin angesprochen wirst. Danke an das Schulsystem an der Stelle.
Aber gut, jetzt ist erstmal Pause. Der Abstieg ist meist einfacher als der Anstieg hier sind also keine Komplikationen zu erwarten. Auf dem Pausenhof sind die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten klar zu erkennen. Die Oberstufe ist selten anzutreffen, da diese im Gebäude bleiben dürfen und dieses Privileg auch zu jeder Jahreszeit Nutzen. Von der Mensa bis zum grünen Kletterding ist eine bunte Mische aus Oberschülern, Handy-Süchtigen Affen und übermotivierter 5- bis 7-Klässler zu finden, die sich selbst bei diesen Temperaturen noch bei Rundball Auspowern. Noch Schlimmer wird es auf den Fußballplätzen. Es ist immer wieder eine Überraschung wenn noch Überlebende aus den „Fußballkäfigen“ kommen. Auf den Kletterstangen sind je nach Tageszeit Akrobaten zu finden oder eine Masse von Leuten die daran scheitern mit Pull-ups zu flexen. Bei den Plätzen an der Laufbahn wird es noch wilder. Hier vereinen sich 5 und 10 Klässler um jeden der vorbei läuft mit 100 km/h Bällen abzumördern.
Auf dem Rückweg muss man wieder hoffen den Treppengang zu überleben, bis der Unterricht in die nächste Runde geht. Doch jetzt folgendes Problem: Ein Toilettengang ist benötigt. Man muss bis ungefähr der Mitte des Unterrichts warten, damit die Lehrkraft nicht erwidern kann dass a) gerade Pause war, b) schon jemand auf Klo ist oder c) bald Pause ist. Jetzt muss man nur noch herausfinden ob man einfach gehen kann oder fragen muss, denn diese Regel schwankt bei jeder Lehrkraft. Konnte man dem absolut spannenden Unterricht entfliehen muss man hoffen das folgende Bedingungen günstig stehen: Toiletten sind funktionstüchtig, keiner hat in der letzten Stunde hier gevaped, die Spülung wurde betätigt, es ist Klopapier sowie Seife vorhanden und wichtig: Das Klo das man nicht von der Spiegelung des Lüftungsschacht sehen kann ist frei. Meistens sind min. Drei Bedingungen nicht gegeben.
Und in der Pause kann man es sowieso vergessen. Da bleibt mehr Zeit für das Bistro oder auch die Raubtier-Fütterung. Hat man Pech kommt man zu spät und es haben sich schon genug hungrige Vogelkinder angesammelt, die nach dem Futter ihrer Mutter schreien. Auch hier sind wieder die Alpha-Kinder anzutreffen die nicht genug Denkvermögen besitzen um sich ordnungsgemäß einzureihen.
Aber es gibt ja noch eine andere Futterquelle in der Mittagspause. Das Leine-Center. Ach nein da dürfen wir ja gar nicht hin, mein Fehler. Gehen wir lieber gleich nach Hause um Morgen den ganzen Horror von vorne zu erleben. Zum Glück sind jetzt bald Ferien!
Der Spargel wünscht euch schöne und erholsame Sommerferien!
(- Charlotte, Ehemann von Aphrodite)