Interview zum Wehrdienst

Die SPD und die Union haben sich geeinigt: ab 2026 soll das neue Gesetz bezüglich  des Wehrdienstes und einer „Bedarfswehrpflicht“ in Kraft treten. Dabei wird zuerst,  wie auch bisher, auf Freiwilligkeit gesetzt. Sollte die Anzahl an Freiwilligen aber zu  niedrig sein, ist es dem Bundestag möglich über eine Bedarfswehrpflicht zu  entscheiden.  

Von dieser Entscheidung betroffen sind hauptsächlich alle Jungen und Männer die  2008 geboren wurden, sowie alle Jahrgänge die darauf folgen.  

Damit ihr schon mal einen Einblick bekommt was die Bundeswehr wirklich bedeutet,  haben wir für euch mit einem ehemaligen Soldaten geredet.  

Christopher Leu ist 45 Jahre alt und war in Potsdam Geltow im 1./Stabs- und  Fernmeldebataillon des Einsatzführungskommando der Bundeswehr aktiv. 

Warum waren Sie bei der Bundeswehr? 

Ich wurde aufgrund der damaligen Wehrpflicht eingezogen und hatte mir keine  Gedanken über die mögliche Alternative, Zivildienst, gemacht. Für mich war es die  Chance, nach der Schule was Neues zu sehen. 

Wie lange waren Sie dort? 

Ich hatte meinen Grundwehrdienst, damals 10 Monate, freiwillig verlängert. Meine  dortige Arbeit hatte mir gefallen, das Team war super, das Geld passte. Insgesamt war ich 20 Monate beim Bund. 

Wie lange hat die Ausbildung gedauert? 

Die Grundausbildung war insgesamt drei Monate. 

Was waren Ihre Aufgaben? 

Nach der Grundausbildung habe ich im Geschäftszimmer (Sekretariat der Kompanie),  Personalangelegenheiten, wie zum Beispiel Urlaubsanträge oder  

Beförderungsurkunden bearbeitet und war im Fahrdienst tätig. 

Wie haben Sie die Gemeinschaft wahrgenommen? 

Die Gemeinschaft war hervorragend und ein Grund warum ich verlängert habe. Wie  normale Kollegen in einer zivilen Firma. Nur das jeder dieselben Sachen trägt. 

Wie waren die Unterkünfte? 

Es war kein Luxushotel oder das eigene Zimmer zuhause. Sie waren ausreichend und 

es lag an einem selbst, es sich schöner oder bequemer zu machen. 

Wie war das Verhältnis oder die Atmosphäre zwischen den Rängen? Das Verhältnis ging von gerade so okay bis fast freundschaftlich. Das ist wie im  normalen Leben und Job so. 

Was würden Sie kritisieren? 

Gute Ideen können scheitern, weil das der Vorgesetzte nicht gut findet. Das passiert  auch im zivilen Berufsleben. Ich fand nur, dass man sich das beim Bund damals zu  einfach gemacht hat. 

Was ist Ihre Einschätzung zum neuen Gesetz der Regierung, bezüglich einer  Wehrpflicht? 

In der aktuellen Version nicht durchdacht und mit Losverfahren wäre es ungerecht. Ich setze auf Freiwilligkeit und Überzeugung. Wer gerade aus der Schule kommt und noch  nicht weiß, was er später machen möchte, könnte die Bundeswehr als neue  Lebenserfahrung nutzen, plus von den Fördermöglichkeiten, wie die Ausbildung oder  Führerschein profitieren.  

Was würden Sie daran ändern? 

Der Zugang zu Alternativen wie ein freiwilliges soziales Jahr sollte ebenso gefördert  werden. Jeder kann dem Staat was Gutes tun. Der Staat tut es auch. Wir alle leben  darin. 

Was würden Sie am System der Bundeswehr ändern? 

Mein Stand ist 25 Jahre alt. Mir kam die Bundeswehr zu langsam und  rückwärtsgewandt vor. Ich fand es zu eingeschränkt, was andere Ideen und Meinungen betraf. Ein Grund warum ich nicht länger geblieben bin. 

Was würden Sie jungen Männern für den verpflichten Wehrdienst empfehlen?

Macht euch vorher Gedanken und informiert euch. Nutzt verschiedene Quellen dafür,  nicht nur den Info-Truck der Bundeswehr. Denkt über die Vorteile, wie Ausbildung und  Geld sowie über die Nachteile, zum Beispiel sehr eingeschränkte bis keine Wahl über  den Einsatzort, nach. Würde ich auch Frauen empfehlen die zum Bund wollen, nur mit  dem Zusatz: Macht euch vorher Gedanken, ob und wie ihr in einer männerdominierten  Welt klarkommen würdet.




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